Der lange Schatten der Sklaverei

Sie ist ein Gespenst aus früheren Tagen, aber ein sehr lebendi­ges. Ihr Schat­ten lastet auf den USA, wo Ras­sis­mus immer wieder auf­flack­ert, und auch in Län­dern, die mit Sklaverei schein­bar nichts zu tun haben — etwa der Schweiz. Und sie ist heute noch Real­ität: Mod­erne Sklaven leben mit­ten unter uns.

«Der Reichtum des Westens basiert auf der Sklaverei.»

Das behauptet der britis­che Sozi­ologe Kehinde Andrews von der Uni­ver­sität Birm­ing­ham. Nicht nur die Kolo­nialmächte macht­en gutes Geld mit Sklaven­han­del und Plan­ta­gen, auch die Schweiz hat­te ihre Fin­ger im Spiel. Erst let­ztes Jahr fiel in diesem Zusam­men­hang der Name des Eisen­bah­n­pioniers Alfred Esch­er. «Kul­tur­platz» befragt den His­torik­er Hans Fässler, wie Schweiz­er Unternehmen von der Sklaverei prof­i­tierten, sucht in Neuen­burg nach Spuren der Sklaverei und spricht mit Kehinde Andrews über Ras­sis­mus und Reparationsforderungen.

Die Ware Mensch — auch in der Schweiz

Sie wer­den mit falschen Ver­sprechun­gen ange­lockt, sie ver­schulden sich, sie gelan­gen in eine Zwangslage, man dro­ht ihnen Gewalt an, und sie wis­sen nicht, wo sie Hil­fe bekom­men. Sie arbeit­en ohne Lohn und Rechte. Nach einem solchen Muster wer­den auch heute Men­schen in der Schweiz aus­ge­beutet. Wo man Men­schen­han­del antrifft und was man dage­gen tun kann — darüber will die Inter­na­tionale Organ­i­sa­tion für Migra­tion in ein­er Sen­si­bil­isierungskam­pagne informieren. Eva Wan­nen­mach­er im Gespräch mit Fabi­enne Reber vom IOM.

«Libyen ist ein Drehkreuz des Menschenhandels»

Dies sagt der mexikanis­che Kriegs­fo­tograf Nar­ciso Con­tr­eras, der in Libyen die unmen­schliche Sit­u­a­tion der ges­tran­de­ten afrikanis­chen Migranten doku­men­tierte — lange bevor CNN den Sklaven­han­del in Libyen mit einem schock­ieren­den Video pub­lik machte. Con­tr­eras zeigt nicht nur die Hölle, durch die die Migranten gehen müssen, son­dern macht auch klar, welche Mitschuld der West­en trägt: Die Gren­zpoli­tik der EU will ver­hin­dern, dass Migranten Libyen Rich­tung Europa ver­lassen kön­nen. Doch indem sie die Küstenwache unter­stützt, treibt sie sie in die Arme skru­pel­los­er Milizen.